Krematorium Basel

Offener Wettbewerb | 2012 | Team: Elisabeth von Mann, Bergit Hillner

Der Friedhof Hörnli umfasst ein 55 ha grosses, nach Westen abfallendes Gelände mit altem Baumbestand, Wegen, Lichtungen, Plätzen und zwei mächtigen, bestehenden Gebäuden, welche als Kapellen und Aufbahrungsstätten fungieren. Die Bauparzelle schmiegt sich an die östliche Seite des, hinter dem Aufbahrungsgebäude, halbrunden Innenhofs, welcher als Anlieferung der Särge dient, an. An der westlichen Seite befindet sich das Museum, welches nachträglich erbaut und als unterirdischer Anbau konzeptioniert wurde. Dieses ist nur von Seiten des Innenhofs erkennbar.

Die starke Geometrie der Anlage, die durch Achsen geprägt ist, dient als Grundlage für den städtebaulichen Gedanken des neuen Krematoriums. Der Neubau orientiert sich an der Achse des östlichen Seitenschiffs, welche durch den Gebetsraum der "Freien Religionen" führt. Diese bildet die Erschliessungsachse, welche durch den geschützten Innenhof auf den mittleren Ofen führt. Die Nord-Süd-Ausrichtung der Öfen ermöglicht dies. Der Kühlraum, welcher hier als abgelöstes und untergeordnetes Gebäude ersichtlich ist, behält seine funktionale Verbindung durch einen transluzenten Baukörper. Dieser beinhaltet Lift und Treppenhaus und bildet nicht nur die vertikale Erschliessungsachse der beiden Geschosse, sondern verbindet auch die verschiedenen Funktionen auf horizontaler Ebene. Durch die Ablösung des Kühlraums in westlicher Richtung, nimmt der Neubau die Geometrie der Rundung des Innenhofs auf und fügt sich somit in das Gesamtgefüge ein. Das äussere Erscheinungsbild beschreibt das Bedürfnis nach einem Gebäude, welches durch seine Konstruktion und Ausbildung das Gefühl der Stärke, der Stabilität und der Unendlichkeit gibt.

Durch Schalungstechnik erhält der anthrazit eingefärbte Sichtbeton Struktur, welche wiederrum in Abhängigkeit mit den minimalen Fensteröffnungen steht. Seitens des Anlieferungshofes und der Südfassade fügt sich das Gebäude durch Berankungen in die Landschaft ein und stellt einen Bezug zur bewachsenen Mauer des oben genannten Innenhofs her. Dies geschieht bewusst an Aussenwänden, welche keinen Bezug zum unterbrechenden Glaskörper haben. Diese werden mit einer Innenneigung von 10-20° versehen werden.

Um dem Wunsch nach Diskretion zu entsprechen, öffnet sich der Baukörper nur an sichtgeschützten Orten. Die Ausnahme bildet der gläserne Baukörper, der zur vertikalen Erschliessung dient. Die Glasflächen werden zum Schutz der Diskretion geätzt. Die Haupttageslichtquellen für die Räume in allen Geschossen sind die Oberlichter, die komplett verglaste Erschliessung, welche das Tageslicht bis ins Unterschoss leitet, und der Innenhof zwischen Besucherraum und Offenraum.

Die Dächer der Hauptgebäude sind durch ein meanderförmiges Oberlicht geteilt, welches sich um die Hauptachse bewegt. Die Oberlichter sind ein wichtiges Element für die natürliche Belichtung der öffentlichen Räume. Das zenitale Licht schafft eine sakrale Atmosphäre ohne sich an einzelne Religionen und Rieten anzulehnen. Das Lichtband beginnt mit dem Eintritt in den Besucherraum und begleitet den Weg der Angehörigen über das Wasserbecken bis hin zum Offenraum - dem eigentlichen Ort des Abschiednehmens. Das Oberlicht quert die sandsteingelbe Trennwand zwischen Ofenraum und Technik axial über dem Mittleren Offen und führt den Blick und den Geist darüber hinaus.

Über das Oberlicht erfolgt die Entwässerung der Dachflächen. Sie endet in dem Wasserlauf des Innenhofs. Durch die Lage und Ausrichtung ergeben sich die sichtbaren Neigungen der Dachflächen. Die vertikale Erschliessung bildet funktional das Gelenk zwischen Kühlraum, Ofenraum, Technik und Lagerflächen. Oberirdisch zeichnet sich der Funktionsraum durch einen eingeschobenen Glaskörper zwischen Kühlraum und Ofenraum ab. Über die offene Glasstruktur in den Bereichen Treppe und Lift wird Tageslicht bis in die unterirdischen Technikräume geleitet.

Durch ätzen der Gläser wird die innerräumliche Intimität ohne Lichtverlust aufrecht erhalten. Ein feingliedriges Muster ermöglicht dem dicht an der Glaswand laufenden Mitarbeiter den Blick ins Freie, während dem in einiger Entfernung spazierenden Friedhofsbesuchern der Blick ins Innere verwehrt bleibt.

Der Aussenraum, der sich durch die Zweiteilung des Hauptgebäudes ergibt, bildet einen kaum einsehbaren Innenhof. Er liegt zwischen Besucher- und Ofenraum und dient als erweiterter intimer Aussenraum für den Moment des Abschiednehmens. Über die schmalen, seitlichen Schlitze wird ein Sichtbezug zur Baumallee und dem weinbewachsenen Rund der Anlieferung hergestellt. Das Wasserbecken, welches auch als Dachentwässerung dient, stellt ein massgebendes Gestaltungselement dar. Mit der Überschreitung der Brücke tritt man in einen Bereich des Loslassens ein.

Man lässt die Aussenwelt hinter sich und betritt einen von oben beleuchteten lichtdurchfluteten Raum, dessen Wände, Böden und Decke, bis auf die Ofenwand, in identischen Materialien gestaltet sind. Durch das Einbringen des Elements Wasser, werden beide reinigende Elemente in Zusammenhang gebracht.